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Kölner Karneval

Orgels Palm

Etwa um 1815, die Franzosen hatten Köln gerade verlassen, begann Johann Joseph Palm – der spätere „Orgels Palm“ seine Lehre als Vergolder und Lackierer: fortan tünchte Gewölbe, Altäre und Gesimse, strich Häuser und Schuppen, vergoldet und bessert Fresken aus. Im Herbst 1820 wurde er zum Leib-Husarenregiment Nr. 1, den „Schwarzen Husaren“ nach Danzig eingezogen. Verwundet kehrte Palm nach Köln zurück und erhielt anstelle einer Invalidenrente als „Dank des Staates“ eine Orgeldreher-Konzession. Im weißverschnürten Waffenrock der „Schwarzen Husaren“ wurde der „Neue“ schnell einem markanten Charakter im Kölner Straßenleben.

Der bereits etwas betagte Orgels Palm

Der bereits etwas betagte Orgels Palm

Als seine Frau Cäcilia starb, heiratete er als Witwer mit vier kleinen Kindern notgedrungen schnell erneut. Doch seine „Neue“, Sophia, wird den Palm’schen Pänz nicht nur eine gute Stiefmutter, sondern schenkte ihnen im Laufe der Jahre noch zwölf Geschwister. Zwischen 1848 und 1882 wechselt die Familie 15mal die Wohnung, achtmal innerhalb der Straße „Unter Krahnenbäumen“, als „UKB“ allen Kölnern ein Begriff.

Tagaus, tagein wandert Palm mit seiner Orgel durch die Straßen der Kölner Altstadt. Mit heiter lächelndem Antlitz zog er an den Türen seiner Gönner und Kunden vorbei und erfreute sie mit den heiseren Klängen seiner Drehorgel, deren Schwengel er mit genialer Hand zu drehen wusste. Eines Tages hielt er dem Musikdirektor Franz Weber seine Sammelbüchse hin mit den Worten: „Bitte, Herr Kollege, geben Sie auch einen kleinen Beitrag für unsere Kunst“ und mit Ferdinand Hiller hatte er ein ähnliches Zusammentreffen. Als er unter dessen Fenster sein Örgelchen drehte und ihn dadurch irn Komponieren störte, bat Hiller ihn, mit dem Leierkasten weiterzuziehen, worauf Palm höflich erwiderte: „Recht gern, Herr Kapellmeister, denn Künstler und Kollegen müssen sich gegenseitig gefallig sein.“

Orgels PalmPalm war immer heiter und harmlos und infolge seiner Arglosigkeit konnten Spaßvögel ihn auch leicht in ihre Netze locken. Als die Pfarrkirche in Remagen einen neuen Organisten suchte, erlaubten einige Kölner Schnakenfänger, an ihrer Spitze Jos. Roesberg, der Dichter des „Schnüsse-Tring“ und des „Schmitze‘ Nettchen“, mit dem guten Palm sich einen Witz. Sie setzten sich mit demcKirchenvorstand in Verbindung und führten die Verhandlungen so weit, daß der „Organist Palm“ am Kirmessonntag beim Hochamt ein Probespiel abhalten sollte. Sie fuhren mit Palm, der einen neuen schwarzen Anzue erhalten hatte und desh alb ganz respektabel aussah, nach Remagen und stellten ihn dem Präsidenten des Kirchenvorstandes vor, der ihn dann mit dem Küster in der mit Gläubigen gefüllten Kirche zur Orgelbühne geleitete. Pahn besah die Orgel von allen Seiten, äußerte sein Wohlgefallen, fragte aber schließlich ganz verblüfft: „Wo ist denn der Schwengel?“

 Palm wurde so nach und nach zu einem echten Kölner Orignal.

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